Um als Blechverarbeiter gut ausgelastet zu sein, sind Kompetenz, Qualität und Verlässlichkeit unabdingbar. Passgenaue Anlagentechnik ist die Voraussetzung dafür. Ein Unternehmen aus dem Sauerland, welches auf die Herstellung von Profilen spezialisiert ist, hat jetzt in eine neue Abkantpresse investiert.
Seit 120 Jahren ist die Albert Bässler jr. Baubeschlag- und Blechwarenfabrik GmbH aus Olpe erfolgreich in der Blech- und Metallverarbeitung tätig. Gestartet mit Baubeschlägen und Ofenrohren, konzentriert sich das Unternehmen auf die Herstellung von Standard- und Sonderprofilen bis zu 10.050 mm Länge in Einzel- und Serienfertigung sowie auf Trapezbleche mit einer Tiefe von 10 bis 40 mm. Dazu kommen diverse Anarbeitungen wie Ausklinkungen, Lochungen, Durchzüge oder Gewinde.
Die derzeit 12 Mitarbeiter des Unternehmens fertigen Teile für Container, den Modulbau, für Kranhersteller, Industrietorhersteller, Maschinenbauer und Schlossereien. Dazu kommt die Lohnfertigung. Verarbeitet werden verzinkte Materialien, Edelstahl, Aluminium und unbehandelter Rohstahl.
Der Blechbearbeiter aus dem Sauerland verfügt über eine Produktionsfläche von insgesamt 5.500 Quadratmetern und einem umfangreichen Maschinenpark. Dazu gehören zwei Tafelscheren, fünf Abkantpressen, zwei Profiliermaschinen, eine Stanz-Nibbel-Maschine, Excenterpressen, Rollmaschinen, eine Stanzmaschine, Schweißgeräte und diverse Kleingeräte. Mehrere Krananlagen sowie Gabelstapler und groß dimensionierte Tore ermöglichen auch das Handling von langen oder schweren Profilen. Eigene LKW oder externe Logistiker sorgen für einen reibungslosen Transport der Produkte zum Kunden.
Ein Erfolgsgeheimnis von Bässler ist die kontinuierliche Modernisierung des Maschinenparks und die Erweiterung der Produktionsanlagen. Dadurch kann das Unternehmen sehr flexibel auf Kundenanfragen reagieren und eine hohe Produktqualität liefern.
Bereits seit einiger Zeit gab es Überlegungen für die Neuanschaffung einer Abkantpresse. Zum einen sollte diese eine Ersatzbeschaffung für eine vorhandene EHT-Abkantpresse sein, welche bereits in den 90er Jahren angeschafft wurde. Gleichzeitig war aber auch eine flexible Kapazitätserweiterung nötig und nicht zuletzt wollte Bässler mit dem Fokus auf große Längen ein Alleinstellungsmerkmal unterstreichen. Und so war die Entscheidungsfindung durchaus ein komplexer Prozess. „Im Bereich der Verarbeitung von großen Längen ab etwa sechs Meter gehören wir zu den wenigen Unternehmen, die dies anbieten können. Natürlich bearbeiten wir auch kürzere Bleche. Für unsere Kunden ist das breite Spektrum jedoch wichtig und ein großer Vorteil“, sagt Nicole Römer, geschäftsführende Gesellschafterin des Unternehmens.
Anfang 2018 wurde es dann konkret. Nicole Römer schaute sich gemeinsam mit dem Handlungsbevollmächtigten Markus Poppe mehrere Anlagen direkt beim Hersteller an. Aufgrund der Ausführung, der Vorführung und auch der technischen Möglichkeiten entschied sich das Unternehmen für eine H-Brake 800T Ultra von SafanDarley. Letztendlich ist die Anlage etwas umfangreicher als eine reine Standardmaschine: mit einer Tonnage von 800 Tonnen und einer Arbeitslänge von 8200 mm. Zu dieser Sonderausführung gehört auch eine Wartungsbühne. Diese erleichtert bei der Höhe der Maschine die Instandhaltungsarbeiten.
Individuell angepasste Anlage sichert Wettbewerbsvorteile
Die hydraulische Abkantpresse ist mit zwei 37-kW-Hauptmotoren und mit dem energiesparenden Start-Stopp-System ausgestattet. Dieses schaltet die Hauptmotoren automatisch aus, wenn keine Bewegung im System stattfindet. Damit wird ein erhebliche Energieersparnis erreicht, sorgt auch für weniger Lärmbelästigung und es werden die Wartungsintervalle reduziert. Wegen der Flexibilität ist die SafanDarley H-Brake mit einem Sicherheitslichtvorhang und einer Lichtstrahlsicherung ausgestattet. Auf diese Weise hat man immer die Wahl, welches System aktiviert werden soll. Ein Sicherheitslichtvorhang funktioniert bei langen Produkten nicht gut, ist aber bei kleinen Produkten sehr effektiv.
Außerdem sorgen zwei Laserline-Projektoren für eine Erleichterung bei manuellen Einlegearbeiten. Die Anlage zeichnet sich durch eine robuste und haltbare Konstruktion aus. Die schnelle und unkomplizierte Einstellung ermöglicht zudem eine kurze Zykluszeit. Und vielseitige Biegehilfen unterstützen den Prozess.
„Die Anlage musste in unsere Produktionslogistik passen. In diesem Punkt war SafanDarley sehr flexibel und ist individuell mit bestimmten Anpassungen auf unsere Vorstellungen eingegangen“, sagt Römer. Ein Beispiel ist der Durchgang zwischen den Ständern. Normalerweise wäre es 7050 mm, aber wir wollten 7200 mm. Dies erleichtert die Handhabung: Platten mit einer bestimmten Länge können daher leicht gedreht werden.
Überzeugt hat die Geschäftsführerin neben der Flexibilität auch die Robustheit der Anlage. Und – das weiß sie heute – die Zuverlässigkeit.
Mit der Investition in die neue Anlage wurde für das Unternehmen eine deutliche Erweiterung des Produktportfolios möglich. So können jetzt beispielsweise Profile mit komplexeren Geometrien hergestellt werden. Durch den höheren Druck der neuen Abkantpresse steht mehr Biegekraft zur Verfügung, wodurch höhere Materialstärken kantbar sind. Zudem sind andere Abwicklungen und kleinere Schenkelmaße realisierbar. „Manchmal haben wir Kundenaufträge für Profile mit hohen Materialstärken und gleichzeitig kleinen Schenkelmaßen. Dies sind beispielsweise Dachträger oder verschiedene Sonderprofile mit hohen Materialstärken“, beschreibt Römer die Anwendungsbereiche.
Doch bevor die H-Brake ihre Arbeit in Olpe aufnehmen konnte, musste bei Bässler das Umfeld geschaffen werden. Und da waren durchaus einige Herausforderungen zu meistern. So war ein enormes Fundament notwendig, wobei die Bodenbeschaffenheit und das Eigengewicht der Maschine von zirka 95.000 Kilogramm berücksichtigt werden mussten. Für den Transport der Komponenten vom Produktionsstandort von SafanDarley im niederländischen Eijsden wurden sechs Lkw benötigt. Aufbau, Installation und Schulung in Olpe erfolgten zudem während der laufenden Produktion.
Der Aufwand und die Investition haben sich gelohnt. Im März diesen Jahres wurde die Anlage in Betrieb genommen. Nicole Römer ist zufrieden: „Umrüstung und Programmierung sind durch die neue Steuerung der Maschine jetzt einfacher und effizienter. Die Anlage ist mit modernem Start-Stopp-System ausgerüstet und verbraucht somit kaum Energie bei Nebenarbeiten wie Rüsten oder Programmieren. Außerdem ist die H-Brake mit Laser- und Lichtvorhang optimal abgesichert.“
Durch die Netzwerkanbindung ist die Anlage mit anderen Bereichen des Unternehmens verbunden. So ist beispielsweise auch in der Auftragsvorbereitung ein Zugriff auf die Daten möglich und Anfragen können dadurch unkomplizierter und effizienter beantwortet werden. Auch eine autarke Simulation hinsichtlich Fertigungsmöglichkeiten und Abwicklungsmaßen ist möglich sowie die externe Speicherung und Sicherung der Daten. Und nicht zuletzt ist jetzt eine automatische Sicherung aller Daten und Programme auf dem Server gegeben.
Seit 1996 ist Nicole Römer Geschäftsführerin bei Bässler. Sie weiß, was für die Kunden wichtig ist. Die höhere Präzision der Biegeteile und die effizientere Fertigung mit der neuen Anlage haben sie überzeugt. Und für einen großen Kunden aus dem Containermodulbau wurden die Werkzeuge spezifisch ausgelegt, sodass jetzt neue Teile auf der SafanDarley H-Brake gefertigt werden können.
Aufgrund der positiven Entwicklung im US-Markt und nach dem erfolgreichen Wachstum im Mittleren Westen und Südosten wird SafanDarley North America, LLC seine US-Organisation nach Waukesha, Wisconsin, verlegen.
Die dritte Ausgabe der Technologietage Twente findet am 16. Mai im Voortman Experience Center in Rijssen statt. Eine interessante Veranstaltung für die gesamte blechverarbeitende Industrie. Das übergeordnete Thema ist: "Blechbearbeitung von Morgen, fünf Elemente des Erfolgs".